Kinder- und Säuglingsosteopathie

Um Säuglinge, Kleinkinder und kleine Heranwachsende zu behandeln, sind spezielle Kenntnisse erforderlich, die der graduierte Osteopath im Rahmen einer Zusatzausbildung erwerben kann. Als Basis speziell bei Säuglingen gelten die Entwicklungsstufen, deren Schritte durch Dr. Vojta zeitlich schematisiert festgelegt wurden. Der Vergleich des kleinen Patienten bzw. der kleinen Patientin mit diesen zeitlich festgelegten Schemen lässt Rückschlüsse auf die Entwicklung des jeweiligen Säuglings zu.

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Die sehr zügigen Umstellungen der Körperfunktionen unter der Geburt, nach der Geburt und in den ersten Lebensmonaten können osteopathisch begleitet und bedarfsweise auch korrigiert werden, so dass Verspannungen im Bereich des Fasciensystems erkannt und behoben werden können.

In der pädiatrischen Osteopathie sind die sensorischen Fähigkeiten des Behandlers von eminenter Bedeutung. Der Tastsinn sollte daher entsprechend geschult sein. Hier sei besonders das craniosacrale System genannt, welches unter der Geburt erheblichen mechanischen Belastungen ausgesetzt ist und zu Verspannungen neigt. Bleiben diese Spannungen über eine längere Zeit unbehandelt, werden sie kompensiert, und es entstehen dadurch Entwicklungsverzögerungen, Veränderungen des Lernverhaltens bis hin zum ADHS-Syndrom.

Die Kinderosteopathie ist also eine spezielle Form von Diagnostik und Behandlung, die besonders bei funktionellen Störungen im Säuglings- und Kleinkindesalter angewendet wird und hier nebenwirkungsfrei zur Lösung von Gewebespannungen und damit zur ungestörten körperlichen und geistigen Weiterentwicklung des Kindes führt.

Mit freundlicher Genehmigung der Familie Struve, Constantin 9 Tage alt

Techniken

Nach William Garner Sutherland bestehen Funktionsstörungen am Bewegungsapparat (sogen. somatische Dysfunktionen) aus Spannungen (sogen. strains). Wenn diese Spannungen Gelenke einschließen, sind in erster Linie bandartige Bindegewebsstrukturen betroffen. Sutherland beschrieb diese Fehlspannung als sogenannte ligamentäre Gelenkstrains.
Am Beispiel zweier Wirbelkörper sorgt die ausgeglichene Spannung in einem Bindegewebssegment für eine normale Funktionsstellung und -bewegung im Rahmen der vorgegebenen Barrieren.

Wurden bei einer forcierten Rechtsseitneigung die linksseitigen Bindegewebsstrukturen überlastet und geschwächt, zwingt die dann unausgeglichene Spannung das betroffene Segment in eine fehlerhafte Funktionsstellung, also in eine somatische Dysfunktion (siehe 1. Absatz).
Der geschwächte Anteil der Bindegewebszüge erlaubt eine größere Bewegung in die Richtung der Dysfunktion, als es normalerweise möglich wäre.
Die Seitneigung in die andere Richtung ist durch die erhöhte Spannung derjenigen Bindegewebszüge begrenzt, die entlastet und damit relativ gestärkt wurden.

Das Behandlungskonzept der BLT hat das Ziel, diese Spannungsunterschiede auszugleichen (zu balancieren), so dass die Gesamtspannung der beteiligten Strukturen ausgeglichen ist (sogenannt Neutral). Im Anschluss wird sich die normale Funktionsstellung wieder etablieren.

Praktisch wird das Bewegungssegment durch dreidimensionales Einstellen im Raum nach Wahrnehmung der anatomischen Strukturen und Fokussierung manuell im Körper so gehalten, dass der Spannungsausgleich in den beteiligten Strukturen erfolgen kann.

Diese Einstellung bewirkt unter Einfluss der gewebeeigenen Kräfte (hydraulische Kräfte der Lymphe, intra- und extrazelluläre Flüssigkeiten, Atmung, Craniorhythmus), die normale und schmerzfreie Funktionsstellung wieder herzustellen.

Die Behandlung ist dann besonders effektiv abgeschlossen, wenn der Pat. schmerzfrei wird und der Therapeut den sogen. primären respiratorischen Mechanismus im cranio-sacralen System wieder ertasten kann.

Im cranio-sacralen Feld, also bei der Behandlung der Membranen im Bereich des Schädels wird aus der BLT die BMT (Balanced membraneus tension). Das Balancieren der bindegewebigen Strukturen im Bereich der Hirnhäute ist ein wichtiges Element in der Behandlung cranio-sacraler Störungen.

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